Das 1,5°-Ziel ist nicht mehr plausibel!Statement des Referats zur Bewältigung der Klimakrise zum Hamburg Climate Futures Outlook. #ListenToTheScience
12. Februar 2023
Foto: Daha Yeo
Am Mittwoch hat das Exzellenzcluster CLICCS (Climate, Climate Change and Society) der Uni Hamburg ihren jährlichen Bericht veröffentlicht, den “Hamburg Climate Futures Outlook”. Dessen Leitfrage, die im Übrigen auch das ganze Cluster beschäftigt, lautet: Welche Klimazukünfte sind möglich und welche sind plausibel? Die Verknüpfung von naturwissenschaftlich geprägter Klimaforschung mit den Gesellschaftswissenschaften ist dabei ein echtes Alleinstellungsmerkmal und macht den Bericht international bedeutsam.
Dieses Mal war die Kommunikation dieses Forschungsberichts besonders eindringlich. So wird im Titel erklärt, das 1,5°-Ziel des Pariser Klimaabkommens sei nicht mehr plausibel. Für uns ist das ein Schock – wenn auch mit Ansage. Wir haben das Pariser Klimaschutzabkommen quasi gebrochen – die Konsequenzen sind verheerend, Kipppunkte werden überschritten. Und das sind keine übertriebenen, dystopischen Horrorszenarien und Klimahysterie, wir haben es hier mit grundsolider Forschung zu tun. Diese Stimme hat Gewicht, der Bericht ist für uns ein Einschnitt!
Wir, das Referat zur Bewältigung der Klimakrise, verstehen uns als einen Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung. Damit kommt uns eine besondere Verantwortung zu. Das CLICCS nennt starke soziale Bewegungen und Klimaproteste als eine der Hauptbedingungen für die komplette Dekarbonisierung bis 2050. Der rote Faden ist hier, dass menschliches Handeln für soziale Transformation eine viel bedeutendere Rolle spielen muss – und da sehen wir uns in der Pflicht.
Zugegeben, mit Blick auf die Uni verwirrt uns der Bericht auch etwas. Wir verstehen nicht, wie die Uni auf der einen Seite solch wichtige Forschung machen, aber selbst beim Klimaschutz so hinterherhinken kann. Es wird klar, dass hier die eigene Forschung nicht ernst genommen und die Handlungskonsequenzen nicht berücksichtigt werden, die sich daraus ergeben. Vor diesem Hintergrund ist unser Gefühl von Ohnmacht hoffentlich nachvollziehbar. Denn wenn nicht mal auf die eigene Forschung gehört wird, warum sollte dann auf uns, ein paar Studierende, gehört werden?
Wir dürfen jetzt aber nicht in eine lähmende Lethargie verfallen, denn dafür sind die Herausforderungen zu bedeutend. Wir können uns diese Ohnmacht und den Pessimismus nicht mehr leisten: Wir haben einfach keine Zeit mehr, noch länger zu warten als wir es ohnehin schon getan haben. Das hat uns der Bericht gezeigt. Wir sind Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung, deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Verantwortung, der die Universität noch nicht gerecht wird, vehement einzufordern. Es braucht an der Uni einen System- und Strukturwandel, der das Wissen, das die Uni schafft, auch praktisch umsetzt. Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz müssen ganz oben auf allen Agenden stehen.
Die Entscheidungstragenden an der Uni versagen dabei, dieser drängenden Aufgabe in ausreichendem Maße gerecht zu werden. Deshalb sehen wir es als alternativlos an, den Protest an dieser Stelle aufrechtzuerhalten und weiter zu intensivieren – Widerstand ist angemessen und notwendig!
Der Bericht des CLICCS bestätigt uns darin, dass unsere Arbeit wichtig ist, aber auch noch nicht ausreicht. Vielleicht werden wir weniger brav, vielleicht fordern wir jetzt mehr ein. Erhöhen wir gemeinsam den studentischen Druck!
Innerhalb der vorhandenen Strukturen ist Klimaneutralität nicht erreichbar. Die Studierendenschaft hat allerdings (noch) kein ausreichendes Mandat – an ihrer eigenen Uni – um die Agentin des Wandels zu sein, die es jetzt dafür braucht. Wir müssen schnell neue Strukturen zur Nachhaltigkeit etablieren, also: mehr Studierende in allen Gremien und auf der Straße.
Kommt zum nächsten globalen Klimastreik am 03. März!
Die Arbeit aller Klimaforschenden verdient mehr Gehör. Danke für eure Arbeit!
Klimaforschung hat manchmal eine bedrückende Endgültigkeit und kann bei uns manchmal Überforderung und Ohnmachtsgefühle oder auch Angst auslösen. Sucht euch Hilfe, ihr seid damit nicht allein. Für Studierende haben wir hier im AStA ein psychologisches Beratungsangebot.
Das Referat zur Bewältigung der Klimakrise
Das Klimareferat ist eins von neun Referaten des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Hamburg. In der aktuellen Koalition ist es Teil von Fridays for Future. Hier arbeiten fünf Studierende hin zu einer klimaneutralen und -gerechten Universität. Zu den Hauptaufgaben zählt studentische Repräsentation in Schlüsselgremien der Universität.