Klimaneutrale Uni Hamburg 2030?Ankündigung des Präsidiums beim offenen Plenum
11. Juli 2023
Foto: UHH/Esfandiari
Es ist offiziell: Die Uni Hamburg soll bis 2030 klimaneutral (das heißt hier: treibhausgasneutral) werden! Das wurde auf dem zweiten offenen Plenum Nachhaltigkeit am 21.6.2023 angekündigt. Wie ist das nun einzuordnen?
Momentan verursacht die Uni Hamburg noch zehntausende Tonnen CO2-Emissionen jährlich, doch damit muss schnellstmöglich Schluss sein. Die Students for Future Hamburg (SFF) fordern schon seit 2019 eine klimaneutrale Uni bis 2025, während das Hamburgische Klimaschutzgesetz beispielsweise eine Reduktion von 70% bis 2030 und Netto Null bis 2045 anstrebt. Mit dem zweiten offenen Plenum der Nachhaltigkeit wurde nun auch durch das Unipräsidium verkündet, dass die Uni - wie auch die restliche Landesverwaltung - bis 2030 klimaneutral werden soll.
Recap: Der Startschuss für die jüngsten Entwicklungen zum Thema Nachhaltigkeit an der Uni waren die Forderungen der Students for Future Hamburg, die im Juni 2022 auf einer studentischen Vollversammlung beschlossen wurden. Unter dem Motto “Neuer Präsident - letzte Chance” haben SFF ausformuliert, wie Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit an der Uni aussehen können. Die Forderungen sind in Energie, Gebäude, Heizen (1), Steuerung und Verwaltung (2), Mobilität (3), Transparenz (4), Semesterticket (5), Finanzen (6), Krisenkommunikation (7), Forschung und Lehre (8) und Mensa (9) gegliedert. Der AStA, das Studierendenparlament und der Akademische Senat haben die Forderungen bestätigt.
Im Dezember 2022 wurde das Sustainability Office gegründet, mit dem wir im AStA seither eng zusammenarbeiten. Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit ist die Resonanzgruppe zur Klimastrategie, in der aktuell das Klimaschutzkonzept diskutiert wird - doch diese Entscheidung zur Klimaneutralität bis 2030 nicht. Eine studentische Zustimmung steht noch aus.
Jetzt zählt, was wir daraus machen. Das Ziel steht nun fest, doch der Weg dahin noch nicht - und auf den kommt es an. Denn ob die Treibhausgasemissionen jetzt stetig abnehmen oder sie noch gleich bleiben oder gar ansteigen, macht einen großen Unterschied. Was zählt, ist die “Fläche unter der Kurve”, also die Emissionsmenge, die bis 2030 noch ausgestoßen wird - und die kann je nach Umsetzung stark variieren. Unter Berücksichtigung der Verantwortung, die wir auch gegenüber dem globalen Süden haben, ist dieses “Budget” übrigens längst aufgebraucht.
Doch klar ist auch, dass die Uni Hamburg dieses - für deutsche Verhältnisse - ambitionierte Ziel gar nicht allein schaffen kann. Die Ankündigung, man strebe Klimaneutralität bis 2030 an, ist auch ein Signal an die Hamburger Wissenschafts- und Hochschulpolitik. Fernwärme und Strommix liegen außerhalb des Einflussbereichs einer Universität und tragen doch erheblich zu ihren Treibhausgasemissionen bei. Um erneuerbare Energien zu installieren und Gebäude zu sanieren, sind wir hier auf erhebliche finanzielle und strukturelle Hilfe angewiesen.
Das heißt konkret: Die Politik und Behörden müssen schnell Strukturen verbessern oder schaffen, um zum Beispiel den Ausbau von Photovoltaik zu ermöglichen. Gleiches gilt für die klimagerechte Sanierung von Gebäuden: Die Stadt schiebt seit Jahren Verantwortung hin und her, schreibt Konzepte, gibt Absichtserklärungen, doch dreht sich eigentlich nur im Kreis. Der Weg aus diesem Teufelskreis funktioniert nur, wenn wir alle an einen Tisch setzen, gerecht an Entscheidungen teilhaben lassen und vor allem: endlich anfangen. Nur so kann die Uni ihr neues Klimaziel einhalten.