Eine Polemik zum Festakt des Unijubiläums: Sich nichts "zu Schulden" kommen lassen?
2 May 2019

Photo: AStA/UHH/M. Wild
Ein Gastbeitrag von Johannes Heinen in Zusammenarbeit mit Inga Mannott
Die menschgewordene schwarze Null kommt zum Unijubiläum nach Hamburg. Schön! Stellen wir uns einen Moment vor, der Festakt findet nicht im Audimax statt, sondern - dem Stargast wesentlich angemessener - in einem fensterlosen Raum im WiWi-Bunker. Wir würden feierlicherweise ein "Herzlich Willkommen, Herr Schäuble“ mit einem alten Overheadprojektor an die Wand werfen. Hier an diesem magischen Ort, an dem Sparpolitik nicht nur wissenschaftlich diskutiert, sondern Tag für Tag erfahrbar wird, könnten wir dem ehemaligen Finanzminister zeigen, wie wunderbar die Sparpolitik der letzten Jahre auch an dieser Universität funktioniert. Wir könnten beispielsweise besprechen, welche Professur als nächste eingespart werden kann. Sehr effizient! So etwas ähnlich ulkiges wie Medien- oder Sportökonomik.
Falls dann noch Zeit ist, könnten wir nochmal darüber sprechen, dass sich der Staatshaushalt fundamental von einem Privathaushalt unterscheidet und eine Schuldenbremsenpolitik unsinnig ist. Jedem Euro Schulden steht ein Euro Geldvermögen gegenüber. Unsere Überschüsse stammen aus den Defiziten unserer Nachbarländer. Nicht sehr europafreundlich. Wirklich nicht. Aber wir sind Exportweltmeister !!!1!!11!!
Und weiter: Wenn dann noch eine winzige Sekunde bliebe, könnten wir noch einmal kurz durchkauen, dass bei schuldenfinanzierten Investitionen in unsere Universitäten, in Forschung zur ökologischen Transformation der Wirtschaft oder in klimafreundliche Infrastruktur und Digitalisierung die Schuldenquote (Verhältnis Schulden zum BIP) gar nicht steigen muss. Wir könnten sinnvolle Wirtschaftsforschung an der Universität Hamburg finanzieren, die in ökonomischen Konzepten Wege aufzeigt, wie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umzusetzen sind. Wir könnten damit die Rahmenbedingungen schaffen, dass dieser Planet zum 200. Jubiläum der Uni nicht unbewohnbar geworden ist. In dem Fall hätten wir uns nichts zu Schulden kommen lassen..
Vielleicht sollte die Universität an ihrem Geburtstag die Zukunft und nicht die Vergangenheit sprechen lassen. Lieber Herr Lenzen, sollte Olaf Schäuble verhindert sein, schreiben Sie mir einfach eine Mail.