Offener Brief an das Präsidium: SemesterbeitragOffener Brief des AStA an das Präsidium der Universität Hamburg
26 March 2020, by Inga Mannott

Photo: Photo by Chiara Daneluzzi on Unsplash
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Hamburg richtet sich in einem offenen Brief an das Präsidium der Universität. Der AStA fordert die Universität auf, die Frist für die Zahlung des Semesterbeitrags (derzeit am 1.4. in Höhe von 328 Euro fällig) auf den 1.5.2020 zu verlegen und darüber hinaus zahlungsunfähige Studierende nicht zu exmatrikulieren.
Der erste Vorsitzende Karim Kuropka: „Die Corona-Krise trifft prekär beschäftigte Studierende besonders hart, viele haben schon im März kein Geld für die Miete oder Lebensmittel – der Semesterbeitrag ist für viele gerade unmöglich zu zahlen. Bisher droht Studierenden, die den Beitrag nicht rechtzeitig zahlen können, schon nach wenigen Wochen die Exmatrikulation. Deshalb wenden wir uns nun an die Universitätsleitung mit der Bitte, die Studierenden zu entlasten und dafür zu sorgen, dass niemand ohne Abschluss die Uni verlassen muss und dadurch nur in noch größere Not gerät.“
Offener Brief des AStA an das Präsidium der Universität Hamburg:
Sehr geehrter Herr Präsident Lenzen, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin Rupp, sehr geehrter Herr Vizepräsident Louis, sehr geehrter Herr Kanzler Hecht, sehr geehrtes Präsidium,
vor dem Hintergrund der globalen Covid-19-Pandemie leitete die Universität Hamburg bereits früh Maßnahmen zum Schutz ihrer Mitglieder und gegen die generelle Ausbreitung des Virus ein. Als Allgemeiner Studierendenausschuss unterstützen wir dieses Handeln ausdrücklich, wenden uns aber mit einem bisher vernachlässigten, dringenden Anliegen an Sie: Die weiterhin bestehende Forderung nach der Überweisung des Semesterbeitrags bis zum 1.4.2020 ist mit der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation schlichtweg nicht zu vereinbaren!
In solch herausfordernden Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, spielt nicht nur die Gesundheit, sondern auch die ökonomische Situation der Studierenden eine wichtige Rolle. Nicht selten finden sich diese in prekären Anstellungsverhältnissen wieder, in denen sie zur Zeit keine fortlaufenden Lohnzahlungen erhalten. Man denke hierbei insbesondere an die zahlreichen studentischen Beschäftigten in der Gastronomie, ganz zu schweigen von denen im Kulturbereich, aber auch die studentischen Hilfskräfte und Tutoren der Universität selbst. Unzählige Studierende, denen Verdienste aus Tätigkeiten in diesen Bereichen oder solchen auf Honorarbasis schon jetzt im März akut fehlen, haben sich wegen ihrer häufig existenziellen finanziellen Not an uns gewandt und nehmen bereits unser Darlehens-Angebot wahr. Doch auch diese Möglichkeit ist begrenzt.
Die Gesamtsituation wird zusätzlich noch dadurch erschwert, dass ein Ende des gegenwärtigen Zustands nicht absehbar ist. Offiziell wurde der Semesterstart zwar auf den 20.4. verlegt, eine absolute Gewissheit kann dies bei der tagtäglichen Neubewertung der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen aber kaum sein.
Gesellschaftliche Solidarität ist momentan mehr gefordert denn je - auch die Bundes- und Landesregierungen passen ihre Sozialpolitik entsprechend der gegenwärtigen Situation an, beispielsweise was verspätete Mietzahlungen angeht. Auch die Universität Hamburg muss hier ihren Beitrag leisten: Wir fordern deshalb, dass Studierenden keine Konsequenzen daraus entstehen, wenn sie den Semesterbeitrag nicht zahlen. Zu diesem Zeitpunkt werden die meisten den Beitrag schon gezahlt haben. Doch diejenigen, die besonders betroffen sind, müssen entlastet werden.
Wir bitten Sie daher, die Frist auf den 1.5.2020 zu verlegen und diese Information auch auf der Website der Universität und via STiNE bekannt zu geben. Allen, denen es trotz der Fristverlängerung dennoch unmöglich ist den Beitrag pünktlich zu zahlen, darf im Sommersemester 2020 trotzdem keine Exmatrikulation drohen.
In dieser ohnehin schon beispiellosen Krisensituation darf es keinesfalls passieren, dass Studierende, die kurzfristig existenzielle finanzielle Einbußen erleiden, aufgrund der verspäteten Zahlung des Semesterbeitrags exmatrikuliert und so um ihren Studienplatz und ihre Zukunftspläne gebracht werden!
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns dazu zeitnah eine positive Rückmeldung geben können. Wir veröffentlichen diesen offenen Brief auf unserer Homepage und geben dazu ebenfalls eine Pressemitteilung heraus. Bei Rückfragen und Gesprächsbedarf wenden Sie sich bitte an Herrn Karim Kuropka.
Mit besten Grüßen
Allgemeiner Studierendenausschuss Universität Hamburg
Karim Kuropka & Silas Mederer
Yannes Janert
Inga Mannott
Lasse Zimmer
Kathleen Lohmann
Nico Scharfe
Leo Schneider
Niklas Stephan
Arne Meinicke
Halit Tas
Stephan Seld
Ajdina Karahassan