Pressemitteilung: Stellungnahme zum Investitionspaket Digitale Lehre des Senats
13 August 2020, by Inga Mannott

Photo: Imelda on Unsplash
Digitale Investitionen sind dringend nötig
Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat diese Woche die Bereitstellung von 15 Millionen für die digitale Lehre und die Anschaffung von technischen Geräten beschlossen. Der AStA Uni Hamburg und die LandesAStenKonferenz (LAK) begrüßen diese Maßnahme grundsätzlich. Entsprechende Investitionen in digitale Lösungen an den Hochschulen sind bereits seit Langem überfällig und insofern ist es gut, dass nun Geld in die Hand genommen wird und Bedingungen geschaffen werden, die dem 21. Jahrhundert angemessen und in vielen anderen Ländern längst Standard sind.
Der AStA begrüßt weiterhin ein Hybridsemester und bewertet diese Pläne angesichts der derzeit wieder steigenden Infektionszahlen als notwendige Maßnahme, um den Ausbruch einer zweiten großen Welle mit allen dazugehörigen Unannehmlichkeiten zu vermeiden.
Die Menschen hinter den Geräten zählen
Bei den Investitionen darf jedoch nicht vergessen werden, dass technische Anschaffungen nicht auch gleich bedeuten, dass digitale Lehre funktioniert. Die Menschen hinter den Geräten sind letztendlich die wichtigste Instanz, wenn es um die Umsetzung guter Lehrveranstaltungen geht, sei es digital oder analog. Vor allem die Dozierenden aus dem Mittelbau haben derzeit zu großen Teilen unter besonders schwierigen Umständen zu leiden und aufgrund der gestiegenen Arbeitslast schon über das vergangene Semester erheblich Überstunden angesammelt, weswegen ein Teil des Geldes in die Auszahlung dieser Überstunden fließen muss.
Dazu Leo Schneider, Erster Vorsitzender des AStAs: „Gute digitale Lehre hängt nicht nur von der Technik, sondern vor allem von den Menschen ab. Ohne den beherzten Einsatz der Dozierenden aus dem Mittelbau wäre das vergangene Semester nicht möglich gewesen und eine Entlohnung für die angefallenen Überstunden ist das Mindeste, was Wissenschaftsbehörde und Universität den Beschäftigen garantieren sollten.“
Darüber hinaus müssen wir feststellen, dass weiterhin Studierende nur auf Anfrage technische Unterstützung erhalten. Dies stellt grundsätzlich ein Problem für Studierende da, welche eventuell nicht wissen, an welche Stellen sie sich wenden müssen oder aufgrund von Corona ganz anderen Problemen unterworfen sind. Viele Studierende sind nach wie vor in einer finanziell instabilen Situation und haben in Hamburg nach wie vor keine festen Zusagen über des Status des letzten Semesters in Bezug auf die Regelstudienzeit und die (Nicht-)Anrechnung auf die studentische Krankenversicherung oder das BAföG.
Dazu Kathleen Lohmann, Zweite Vorsitzende des AStAs: „Während einige Bundesländer schon gesetzliche Anpassung an der Regelstudienzeit vorgenommen haben, besteht hierzu in Hamburg immer noch keine Rechtssicherheit. Diese ist für die Auseinandersetzung mit z.B. der Krankenkasse aber unumgänglich und wir fordern Senat und Bürgerschaft auf, die diesbezüglichen Zusagen endlich juristisch zu fixieren.“
Bundesministerin Karliczek muss endlich wirkliche Hilfen schaffen
Selbst umfassende Investitionen, faire Entlohnung für die Beschäftigten der Universitäten und Zusicherungen der Länder helfen den Studierenden nur bedingt, wenn der Bund nicht endlich angemessen handelt. Selbst die beste digitale Lehre kann Studierende nicht erreichen, die sich aufgrund der Corona-Pandemie und der ungenügenden Hilfeleistungen aus dem Bund vor der Entscheidung sehen, ob sie ihr Studium abbrechen oder sich über mehrere Tausend Euro verschulden. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat sich mit aller Kraft gegen eine lang überfällige Ausweitung des BAföGs gestellt und gibt stattdessen Kredite als Hilfeleistungen aus, obwohl diese die Studierenden auch nach ihrem Abschluss noch lange finanziell belasten werden. Dass die Bundesministerin also Studierende, die durch Corona unverschuldet ihre Lebensgrundlage verloren haben, in massive Verschuldung zwingt, ist eine absolute Unmöglichkeit.
Dazu Karim Kuropka, Öffentlichkeitsreferent des AStAs: „Anja Karliczeks sogenannte Soforthilfen kamen einerseits viel zu spät und sind andererseits in ihrer Form als Kredite nicht geeignet, den Problemen der Studierenden wirklich entgegenzuwirken. Das vollkommene Unverständnis der Bundesministerin für die soziale Situation der Studierenden während der Corona-Krise ist für jene eigentlich die größere Katastrophe als die Pandemie selbst. Wir brauchen endlich eine umfassende Ausweitung des BAföGs und den unbürokratischen Ausgleich von corona-bedingten Verdienstausfällen bei Studierenden.“
Ceterum censemus Karliczekem dimittendam esse.
Medienkontakt:
Karim Kuropka
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
karim.kuropka"AT"asta.uni-hamburg.de