Angriff auf jüdischen Studierenden
5 October 2020, by Karim Kuropka

Photo: L. Schneider / UHH AStA
Am Sonntag, dem Tag des jüdischen Laubhüttenfestes, wurde ein Kippa tragender Student von einem Mann in Militärkleidung mit einem Klappspaten angegriffen und so schwer am Kopf verletzt, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste. Das Sicherheitspersonal der Synagoge konnte den Angreifer stoppen und die anderen Besucher*innen in Sicherheit bringen.
Als Studierendenvertretung verurteilen wir diesen offensichtlich antisemitischen Angriff auf einen jüdischen Studenten auf das Schärfste. Es ist unser aller Verantwortung, dafür zu sorgen, dass jüdisches Leben in Deutschland ohne Angst und ohne Übergriffe möglich ist und deshalb stellen wir uns als AStA klar gegen jeden Antisemitismus und solidarisch an die Seite der jüdischen Gemeinde in Hamburg.
Die rechtsextreme Gesinnung des Täters, die Militärkleidung und dass ein jüdischer Feiertag als Datum gewählt wurde, wecken dunkle Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, bei dem damals zwei Menschen ermordet wurden. Dass knapp ein Jahr nach diesem Anschlag wieder Jüd*innen an einem jüdischen Feiertag angegriffen werden, ist ein fatales Zeichen. Erneut wird klar, dass die Gefahr des Antisemitismus zu lange unterschätzt wurde, obwohl antijüdische Ressentiments schon seit längerer Zeit und zuletzt vor allem durch die seit Corona mehr und mehr zutage tretenden, rechtsoffenen Verschwörungsideolog*innen geschürt werden und Antisemit*innen dort eine neue Plattform finden.
Solche Ressentiments dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben und wir schließen uns nicht nur deswegen dem Hamburger Landesrabbiner Bistritzky an, wenn er sagt, dass auf die wiederholten Solidaritätsbekundungen endlich Taten folgen müssen. Und die nötigen Taten liegen unserer Meinung recht klar auf der Hand: Es muss endlich akzeptiert werden, dass die vielen „Einzeltäter“ keineswegs Einzeltäter sind, auch wenn sie die Taten vielleicht allein geplant und durchgeführt haben. Ihre Taten und die menschenverachtenden Überzeugungen, welche dahinter stehen, werden erzeugt und verstärkt von rechten bis rechtsextremen Netzwerken, die über die Bundesrepublik verteilt sind und deren Ausläufer in letzter Zeit immer wieder aufgedeckt werden. Es muss akzeptiert werden, vor allem seitens der Innenminister*innen und insbesondere des Bundesinnenministers Seehofer, dass in Deutschland eine enorme Gefahr von diesen Netzwerken ausgeht, und es müssen umfassende Programme aufgesetzt werden, um diese Gefahr nachhaltig zu bannen. Es müssen weiterhin sämtliche rechte Umtriebe in der Polizei, in der Bundeswehr und im Verfassungsschutz mit allem Nachdruck gesucht und aufgefunden und die betreffenden Personen von Dienst suspendiert werden, damit die chronische Blindheit des Staates auf dem rechten Auge ein für alle Mal geheilt wird. Und jede*r von uns muss rechten und andere Menschen abwertenden Aussagen mit Entschiedenheit gegenüber treten und klarmachen, dass unsere Gesellschaft derartiges Gedankengut nicht toleriert.
Unsere Gedanken sind bei der jüdischen Gemeinde Hamburg und wir wünschen dem Opfer des Angriffs nur das Beste und vor allem eine schnelle Genesung!