Stellungnahme der Landesastenkonferenz zur Abschaffung der Bargeldzahlung in den Standorten des Hamburger Studierendenwerks
5. März 2024
Am Montag, den 4. März 2024, wird das Studierendenwerk Hamburg das Bargeld an allen Mensen und Cafés abschaffen. Diese Maßnahme wird ohne Absprache mit der Vertreterversammlung oder den Studierenden umgesetzt und ist voraussichtlich erst der Beginn einer Reihe von Sparmaßnahmen zulasten der Studierendenschaft.
Kartenzahlung ist im Vergleich zu Barzahlung unzuverlässig. An verschiedenen Standorten gab es bereits vermehrt technische Ausfälle, die die elektronische Zahlung unmöglich gemacht haben. Noch verheerender ist aber, dass das Studierendenwerk hier seine soziale Verantwortung verkennt. Knapp 40% der Studierenden leben an der Armutsgrenze. Zur Realität des Lebens an der Armutsgrenze gehört, dass am Ende des Monats kein Geld auf dem Konto bleibt - oder der Kontostand sogar im Minus ist. Dann ist das Bargeld im Portemonnaie oder das Rückgeld der Pfandflaschen das Einzige, was zum Essen bleibt. Auch internationale Studierende werden mit einer besonderen Härte getroffen, da bei Zahlungen im Ausland oft eine Gebühr von 1,5-2% erhoben wird. Mit der Abschaffung der Bargeldzahlung erschwert das Studierendenwerk den Zugang zu warmem und günstigem Essen vor allem für die vulnerabelsten Studierenden.
Wir sehen in dieser Maßnahme erst den Anfang einer Kaskade von Belastungen, die hier auf die Studierenden der Hamburger Hochschulen zukommen wird. Das Hamburger Studierendenwerk ist nicht nur strukturell stark unterfinanziert, sondern auch das am schlechtesten finanzierte Studierendenwerk Deutschlands. Die durch die Krisen ausgelösten Preissteigerungen und die Inflation wurden 2023/2024 durch einen Defizitausgleich von der Freien und Hansestadt Hamburg ausgeglichen. Doch ab 2025 wird das Studierendenwerk einem strukturellen Defizit von 5 Millionen Euro pro Jahr ungeschützt gegenüberstehen. Der Senat der Stadt Hamburg plant nicht, dieses Defizit auszugleichen. Vielmehr soll der finanzielle Ausgleich vollständig von Studierenden getragen werden.
Mit dem Einsparen an Leistungen versucht das Studierendenwerk die Kostensteigerung für Studierende gering zu halten. Dabei sollte das Studierendenwerk dafür da sein, Studierende in prekären finanziellen Lagen zu unterstützen. Wenig nachvollziehbar ist, dass das Studierendenwerk sich nicht für die Interessen der Studierenden einsetzt. Unhaltbar ist, dass der Senat der Stadt Hamburg die immer größer werdende finanzielle Belastung für Studierende durch seine Untätigkeit willkürlich verursacht.
1 Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. N066 vom 16. November 2022, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/11/PD22_N066_63.html , abgerufen am 1.3.2024.