Eröffnung der Mensa im Philturm – Ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz. Dennoch bleibt Luft nach oben!
2. April 2024
Foto: Daha Yeo
Am 05. April wird die Mensa im Philturm der Universität Hamburg offiziell nach siebenjähriger Sanierung eröffnet. In der neu eröffneten Mensa soll es nur noch ein Fleischgericht pro Tag geben.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), das Green Office UHH und die Students for Future Hamburg sehen diese Entscheidung als einen wichtigen Schritt zur Reduzierung der emissionsintensiven Gerichte an. Jedoch möchten wir betonen, dass dies nur ein erster Schritt ist.
Seit über einem Jahr sind wir, die Studierendenvertretung, mit dem Studierendenwerk (STW) im Gespräch, um eine vegan/vegetarische Mensa im Philturm zu fordern. Denn angesichts der Klimakrise sollte eine vorbildliche und klimafreundliche Ernährungsweise an der Universität gefördert werden.
Der Ernährungssektor verursacht bis zu 37 % der globalen Treibhausgasemissionen und stellt somit einen wichtigen Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität dar. In Deutschland verursachen tierische Lebensmittel ca. 69 % der ernährungsbedingten Emissionen und sind somit deutlich klimaschädlicher als pflanzliche Kost. Der im Januar 2019 veröffentlichte Report der EAT-Lancet-Kommission zeigt, dass es mit Hilfe der sogenannten “Planetary Health Diet” möglich ist, alle Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören. Doch dafür ist eine deutliche Umstellung unserer Ernährungsgewohnheiten erforderlich.
Die Reduktion auf ein Fleischgericht pro Tag, wie im Philturm vorgesehen, ist nach den Standards der Planetary Health Diet nicht ausreichend. Dazu merken wir an, dass in anderen Mensen noch immer deutlich mehr Fleischgerichte serviert werden. Daher setzen wir uns weiterhin dafür ein, dem Beispiel Berlins zu folgen und den Speiseplan zu 96 % vegan/vegetarisch zu gestalten. Des Weiteren plädieren wir dafür, dass klimafreundliche Gerichte die günstigsten Alternativen werden, um sicherzustellen, dass Klimaschutz und finanzielle Mittel sich nicht gegenseitig ausschließen.
Allgemein müssen die Mensapreise günstiger und für Studierende bezahlbar werden. Und obwohl sich schon jetzt viele Studierende das Mensaessen nicht mehr leisten können, drohen weitere Preissteigerungen. Denn das STW muss aktuell ein Defizit von etwa 7 Mio. € jährlich decken. Das STW Hamburg ist pro Studierende*r eines der am schlechtesten finanzierten deutschlandweit. Dennoch deutet die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke darauf hin, dass sie diese dringend notwendige Finanzierung nicht bereitstellen wird. Außerdem lehnen wir die Entscheidung des STWs, die Möglichkeit der Barzahlung in den Mensen und Cafés abzuschaffen, ab. Denn Studierende in finanziell prekären Situationen sind häufig von Bargeld abhängig, welches sie z.B. als Trinkgeld oder als finanzielle Unterstützung der Eltern erhalten. Auch andere Gäst*innen, die kein Konto besitzen, werden so vom Essen in den Mensen ausgeschlossen.
Die Eröffnung der Mensa im Philturm markiert einen wichtigen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Ernährung, den wir als AStA sowohl begrüßen als auch kritisch hinterfragen. Wir sind zuversichtlich, dass gemeinsame Anstrengungen dazu beitragen können, einen positiven Beitrag zum Schutz unseres Planeten zu leisten. Klimafreundliche Veränderungen müssen für eine breite Akzeptanz außerdem Hand in Hand mit sozialem Ausgleich gehen.
1 https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/essen-wir-das-klima-auf
2 https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/
3 https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/veganes-chili-schlaegt-currywurst-der-chef-der-tu-mensa-ueber-24500-mahlzeiten-taeglich-li.2147446
Für weitere Informationen und Anfragen kontaktieren Sie bitte:
Freya Kirmse
Referentin für Nachhaltigkeit und Ökologie, AStA Universität Hamburg
nachhaltigkeit@asta.uni-hamburg.de