Kampagne 2024/25EINE MENSA IST KEIN RESTAURANT
2. Dezember 2024
Als AStA der Universität Hamburg vertreten wir die sozialen Interessen der Studierenden. Die finanzielle Belastung für Studierende in Hamburg wird immer höher: Neben den hohen Mieten und der Inflation, wird nun auch der Semesterbeitrag weiter angehoben und das Mensaessen wird trotzdem teurer. Ab dem Sommersemester 2025 sollen die Semesterbeiträge um 8% steigen, auch im Wintersemester soll eine weitere Erhöhung des Beitrags dazukommen. Zusätzlich werden die Mieten in den Wohnheimen um durchschnittlich 36€ im Monat erhöht. Damit wird im Grunde eine 13. Monatsmiete eingeführt und das Ziel, die Studierenden auf dem angespannten Hamburger Wohnungsmarkt zu entlasten, wird verfehlt. Auch steigen die Mensapreise im kommenden Semester um durchschnittlich weitere 6%. Insgesamt fehlen im Jahr 2025 2,4 Millionen Euro an städtischen Zuschüssen für das Stundierendenwerk Hamburg (STWHH). Wir fragen uns, wie das sein kann! Das STWHH ist seit Jahren unterfinanziert und auf einen Inflationsausgleich warten Studierende vergeblich. Nachdem zahlreiche Gespräche mit dem STWHH und dem Senat wenig Veränderung erzielt haben, sehen wir uns dazu genötigt umfangreicher Stellung zu beziehen, den Senat zur Ausfinanzierung des STWHH zu drängen und von dem STWHH mehr Transparenz zu fordern.
AUSFINANZIERUNG DES STUDIERENDENWERKES
Aktuell sind die Preise für Essen an den Mensen des STWHH, insbesondere die Mensen am Hauptcampus der Universität Hamburg deutlich über dem Bundesdurchschnitt für Mensapreise. Dies liegt unter anderem daran, dass dem STWHH mehrere Millionen Euro an staatlicher Förderung fehlen. Die Befürchtung, dass bei einer steigenden Inflation bei gleichbleibender Unterfinanzierung des Studierendenwerks, die Kosten für Studierende noch weiter steigen, wird nun bittere Realität. Der AStA der UHH fordert deshalb, dass die Hamburger Bürgerschaft sich endlich mit der Problematik befasst und die Ausfinanzierung des Studierendenwerks beschließt. Dabei ist auch wichtig, dass die Gelder dort ankommen, wo sie hingehören: Bei der finanziellen Entlastung der Studierenden. Die Ausfinazierung soll daher an folgenden Zweck gebunden werden: Die Senkung der Mieten in den Wohnheimen und die Bereitstellung von nachhaltigem und günstigem Essen in den Mensen. Neben dem Pottkieker fordern wir, dass die Mensen ein weiteres veganes Gericht für unter 3€ täglich bereitstellen.
TRANSPARENZ
Mensen müssen für alle Studierenden bezahlbar werden. Zum jetzigen Zeitpunkt bieten die Mensen am Hauptcampus verhältnismäßig teures Essen an. Dies ist primär durch die Unterfinanzierung des STWHH bedingt, doch der Mensabetrieb selbst wirft einige Fragen auf. Aktuell scheint es so, dass das Angebot von günstigem und nachhaltigem Essen nicht das Kernziel des STWHH ist. Die Mensen bieten an der UHH ein vielfältiges Angebot an, welches von einfachen Gerichten die relativ günstig sind, bis hin zu Bowls die bis zu 6,90 kosten reicht. Insgesamt ist es aber selten für ein Essen, von dem man auch gut satt wird, unter 3€ zu bezahlen. Ein vielfältiges Angebot an Gerichten heißen wir gut, jedoch dürfen die Aspekte der Kosteneinsparung und Nachhaltigkeit nicht untergehen. Konzepte wie die Einführung einer „Live Kitchen“, lassen den Eindruck entstehen, dass das STWHH finanzielle Entscheidungen trifft, welche die Mensen aufwendiger und schicker macht, statt günstiger. Viele Studierende fragen sich daher, ob ihre Semesterbeiträge wirklich sinnvoll eingesetzt werden. Wir fordern daher, dass mehr Transparenz über die Ein- und Ausgaben des STWHH gegeben wird. Nur so können faire Gespräche auf Augenhöhe über die wirtschaftsstrategische Ausrichtung des STWHH stattfinden.
KARTENZAHLUNG IN DER MENSA
Das Referat für Soziales bewertet die Entscheidung des Studierendenwerks Hamburg, die Möglichkeit der Barzahlung in Mensen und Cafés abzuschaffen, kritisch. Studierende, die sich in finanziell prekären Situationen befinden sind häufig abhängig von Bargeld, welches sie beispielsweise als Trinkgeld erhalten oder als finanzielle Unterstützung der Eltern. Gerade zum Monatsende hin, wird es für viele Studierende finanziell knapp und es muss auf Bargeld zurückgegriffen werden. Abgesehen davon, dass es teilweise notwendig ist, Bargeld zu besitzen (z.B. da ansonsten die sowieso schon knappen Sozialleistungen gekürzt werden), sind viele Studierende auch gar nicht dazu in der Lage Bargeld einzuzahlen, da sie noch bei einer Bank außerhalb Hamburgs sind. Wir fordern das Studierendenwerk Hamburg also auf, die Bargeldzahlung in den Mensen und Cafés des Studierendenwerks wieder einzuführen.
NACHHALTIGKEIT UND KLIMANEUTRALITÄT
Der Einfluss unserer Ernährung auf die Klimakrise wird häufig unterschätzt. Der Ernährungssektor verursacht bis zu 37 % der globalen Treibhausgasemissionen. In Deutschland verursachen tierische Lebensmittel ca. 69 % der ernährungsbedingten Emissionen und sind somit deutlich klimaschädlicher als pflanzliche Lebensmittel. Der im Januar 2019 veröffentlichte Report der EAT-Lancet-Kommission zeigt, dass es mit der sogenannten „Planetary Health Diet“ möglich ist, alle Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören. Dafür müssen Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen), Vollkorngetreide-Produkte sowie Gemüse im Vergleich zur aktuellen durchschnittlichen Ernährungsweise deutlich häufiger konsumiert werden, Fleisch und Fisch sollten hingegen nur gelegentlich Teil des Speiseplans sein.
Auch die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2024 Empfehlungen veröffentlicht, die der Planetary Health Diet sehr ähneln und ebenfalls eine starke Reduktion von Tierprodukten vorsieht. Die DGE beont außerdem, dass es gesundheitsfördernd ist, sich verstärkt pflanzenbasiert zu ernähren.
Mit der vegetarischen Mensa Blattwerk wurde ein bedeutendes Zeichen auf dem Weg zur Klimaneutralität gesetzt. Auch die Entscheidung, dass in der Philoturm-Mensa eigentlich nur ein Fleischgericht pro Tag angeboten werden soll, schätzen wir. Jedoch wird dies bislang kaum eingehalten. Zudem sollten Fleisch und Fisch nach den Standards der Planetary Health Diet nur 1x wöchentlich auf dem Speiseplan stehen, um Klimaverträglichkeit sicherzustellen. Dazu werden in anderen Mensen noch immer deutlich mehr Fleischgerichte serviert. Zudem sind auch Milchprodukte schädlich fürs Klima, Butter ist beispielsweise der Klimakiller Nummer 1. Diese müssen demnach auch weiter reduziert werden. Außerdem ist bisher keine Bilanzierung der THG-Emissionen im Studierendenwerk erfolgt. Um sinnvoll zu reduzieren, muss jedoch zunächst festgestellt werden, an welcher Stelle emittiert wird. Dazu sind vegane Gerichte in der Mensa oft teuer und somit weniger attraktiv für Studierende. Auch die Finanzierung des preisgünstigen und veganen Pottkiekers ist noch nicht sichergestellt, aber unbedingt notwendig! Ein häufiges Argument gegen das Anliegen des AStA das vegane und nachhaltige Speiseangebot weiter auszubauen ist, dass dadurch die Mensapreise weiter steigen müssten. Dies halten wir schlicht für falsch, schließlich sind vegane Produkte in der Regel günstiger als Fleisch und Fisch, wenn diese aus guten Haltungsklassen bezogen werden. Außerdem sollte, wie bereits oben geschildert, die Mensa an anderen Fronten sparen (schicke und aufwendige Ausstattung und Angebote). So können klimafreundliche Veränderungen für eine breitere Akzeptanz sorgen, in dem sie Hand in Hand mit sozialem Ausgleich gehen.
ALLE FORDERUNGEN
- Nachhaltige Gerichte: Die erhöhte Transparenz, welche durch die Bewertung der Nachhaltigkeit der Gerichte gegeben ist und für Studierende online einsehbar ist, begrüßen wir. Dennoch wünschen wir uns, dass die Bemühungen zur nachhaltigen Speiseplangestaltung langfristig über eine solche Form des Nudgings hinausgehen. Dabei ist wichtig, dass das Studierendenwerks Hamburg mindestens den Empfehlungen der Planetary Health Diet verfolgt. Mehr Regionalität und Saisonalität bei der Auswahl der Zutaten sowie den Ausbau von bio- und fairtrade zertifizierten Produkten. Langfristig ist die Streichung von fleischhaltigen Gerichten aus dem Speiseplan notwendig.
- Klimaneutralität und Transparenz: Die Treibhausgase (CO2, CH4, N2O) in der Hochschulgastronomie sollen vollständig bilanziert und transparent dargestellt werden.
- Transparenz in der wirtschaftsstrategischen Ausrichtung der Mensen: Die Anstrengungen des STWHH die Mensen möglichst schick, digitalisiert und aufwendig zu bewirtschaften, werfen einige Fragen auf. Studierende fragen sich daher, ob ihre Semesterbeiträge sinnvoll eingesetzt werden. Wir fordern deshalb, dass das STWHH ihre finanziellen Ausgaben offen legt, unseren kritischen Fragenkatalog beantwortet und um mehr Transparenz bemüht ist.
- Zweckgebundene Ausfinanzierung der Mensen: Feststeht, die Ausfinanzierung des STWHH und ein Inflationsausgleich muss her. Das Ziel der Mensa sollte es sein möglichst günstige und nachhaltige Angebote hervorzubringen. Daher braucht es eine zweckgebundene Ausfinanzierung der Mensen, welche garantiert, dass staatliche Gelder dort ankommen, wo sie hinsollen: Bei den Studierenden und damit vor allem in den Wohnheimen und Speiseplänen.
- Täglich für unter 3€ essen: Nachhaltigkeit und preiswerte Angebote schließen sich nicht aus: Klimafreundlichere Gerichte sollen dabei aufgrund ihres geringeren ökologischen Einflusses auf Klima und Umwelt die preisgünstigste Alternative darstellen. Klimafreundliche Mensagerichte müssen mit einem geringen Einkommen vereinbar sein. Unsere Forderung ist, dass mithilfe weiterer staatlicher Zuschüsse mindestens ein täglich wechselndes, veganes, sättigendes & klimafreundliches Gericht für unter 3€ in den Mensen angeboten wird. Sodass neben dem Pottkieker eine weitere günstigere Alternative geschaffen wird.
- Abendessen: In vielen anderen Mensen in Deutschland können Studierende bis in den Abend hinein mensen gehen. Viele wünschen sich, dass auch in Hamburg die Öffnungszeiten in mindestens einer Mensa am Hauptcampus ausgeweitet werden. Auch dafür müssen finazielle Mittel staatlich bereitgestellt werden.
- Bargeldzahlung: Wir fordern die Wiedereinführung von Barzahlung in den