Offener Brief der LAK HH zur Schließung des Zentrum für Disability Studies und Teilhabeforschung
24. November 2025
Im Namen der LandesASten‑Konferenz Hamburg (LAK HH) möchten wir unsere Kritik an der angekündigten Schließung des Zentrums für Disability Studies und Teilhabeforschung (ZeDiSplus) in Hamburg zum Ausdruck bringen.
1. Die Bedeutung des Zentrums
Das ZeDiSplus, ursprünglich an der Universität Hamburg gegründet und später an die Evangelische Hochschule Rauhes Haus verlagert, und war über 20 Jahre eine bundesweit einmalige Forschungs- und Lehrinstitution im Feld der Disability Studies, einer kritisch, emanzipatorischen Wissenschaft, die Behinderungen nicht als primäres Defizit, sondern als soziales Phänomen betrachtet.[1]
Die Einrichtung leistet wichtige Beiträge zu inklusiver Forschung, Lehre und Teilhabeförderung, und ist ein Standort, an dem Expertise von und mit Menschen mit Behinderung institutionell verankert wird.
Die Schließung bedeutet daher nicht nur den Wegfall einer Institution, sie bedeutet den Verlust von Expertise, Sichtbarkeit und struktureller Nachhaltigkeit in einem zentralen Feld der Hochschul- und Sozialpolitik.
2. Unsere Kritikpunkte an der geplanten Schließung
Widerspruch zur UN-Behindertenrechtskonvention:
Die UN‑Behindertenrechtskonvention verlangt Partizipation, Forschung und Expertise von Menschen mit Behinderung, gerade auch im Bereich inklusiver Bildung und Wissenschaft.[2] Eine Schließung der ZeDiSplus widerspricht diesem Auftrag fundamental. Die Disziplin „Disability Studies“ ist keine „Wegwerf-Wissenschaft“, sondern ein gesellschaftlicher Auftrag.
Unsichere Zukunft für Mitarbeitende:
Der Senat plant Disability Studies in bereits bestehende Strukturen der HAW Hamburg einzugliedern, allerdings bleibt noch unklar, wie die eigenständige Forschungs- und Lehrlinie erhalten bleiben soll. Offiziell heißt es, Mitarbeitende wurden „eingeladen, sich zu bewerben“. Dies sorgt für starke Unsicherheit bei den Betroffenen und verstärkt die Sorge vor einer potenziellen Zerschlagung.
Wirtschaftlich ideologisch motivierte Kürzung:
Dass die Maßnahme unter der Überschrift „Sparpolitik“ steht, ist kein Zufall, jedoch zeigt es eine klare falsche Priorisierung. Nicht nur Finanzmittel sind betroffen, sondern der langfristige Nutzen einer inklusiven Wissenschafts- und Hochschulpolitik wird aufs Spiel gesetzt.
Signalwirkung:
In einem Kontext, in dem in Deutschland ohnehin nur drei Lehrstühle im Bereich Disability Studies bestehen, bedeutet die Schließung des ZeDiSplus eine gravierende Schwächung des Forschungsstandortes Deutschland in diesem Feld.
3. Unsere Forderungen
Die LAK HH stellt folgende 4 Forderungen:
- Keine Schließung des ZeDiSplus: Das Zentrum muss als eigenständige Forschungs- und Lehreinrichtung erhalten bleiben.
- Sicherung einer vollumfänglichen Finanzierung: Eine dauerhafte und verlässliche Finanzierung muss gewährleistet werden, nicht nur über Übergangsregelungen oder Eingliederungen in andere Strukturen.
- Zwingende Einbindung von Betroffenen-Perspektiven: Forschende mit Behinderung müssen in leitender Funktion eingebunden werden, während das Zentrum durch partizipative Prozesse gestärkt werden muss.
- Nachhaltige Strategie für Inklusion in Wissenschaft und Lehre: Statt der Schlieẞung des Zentrums, braucht es ein strategisches Konzept für Forschung und Lehre im Feld Inklusion und Disability Studies.
- Schlussbemerkung
Die geplante Schließung des ZeDiSplus ist eine falsche Botschaft: Sowohl an Studierende mit Behinderung, als auch an Forschende, an die Hochschullandschaft und an die Gesellschaft insgesamt. Wir als LAK HH betrachten diesen Schritt als kontraproduktiv und rückschrittlich für eine inklusive Wissenschafts- und Hochschulpolitik und fordern nachdrücklich ein Umdenken.
Wir stehen bereit, gemeinsam als Studierendenvertretungen mit dem Senat und weiteren Akteur:innen in den Dialog zu treten und konstruktive Wege einer zukunftsfähigen, inklusiven Wissenschaft in Hamburg mitzugestalten.
Mit solidarischen Grüßen,
Die LandesAStenkonferenz Hamburg

[1] https://taz.de/Sparpolitik-in-Hamburg/!6102164/
Du möchtest aktiv werden? Zur Petition gegen die Schließung des ZeDiS kommst du hier.
